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Kindorientierte Raumgestaltung

mit Ursula Günster-Schöning

Ursula Günster-Schöning, Expertin für frühkindliche Bildung, teilt ihre Gedanken zur Bedeutung einer kindgerechten Raumgestaltung in Kitas, Kindergärten und Krippen. Sie betont, dass ein Raum nicht nicht wirken kann und dass es entscheidend ist, die Perspektive des Kindes immer in den Mittelpunkt zu stellen.

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Die Bedeutung der Raumgestaltung in der Kita – Aus der Perspektive des Kindes denken

Ein Raum kann nicht nicht wirken. Diese Erkenntnis macht deutlich, wie entscheidend es ist, bei der Gestaltung von Bildungsräumen stets die Perspektive des Kindes in den Mittelpunkt zu stellen. Ein gut durchdachter Raum kann Neugier wecken, zur Interaktion einladen und die Selbstständigkeit der Kinder fördern.

Mein Name ist Ursula Günster-Schöning. Ich bin Weiterbildnerin, Coach und Prozessbegleiterin und unterstütze Teams in verschiedenen Bundesländern bei Veränderungsprozessen. Meine Arbeit widmet sich insbesondere der frühkindlichen Bildung, einem Bereich, der mich seit über 40 Jahren begeistert und antreibt. Die Raumgestaltung ist ein zentrales Thema meiner Tätigkeit, denn sie prägt maßgeblich die Erfahrungen und Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder.

Der Raum als dritter Erzieher

Häufig wird der Raum als „dritter Erzieher“ bezeichnet – ein Begriff, der aufzeigt, wie essenziell die Raumgestaltung für den pädagogischen Alltag ist. Ein gut gestalteter Raum regt Kinder an, selbst aktiv zu werden. Er bietet Materialien und Strukturen, die einladend und inspirierend sind, sodass Kinder eigenständig forschen, entdecken und gestalten können.

Leider begegnen mir in meiner Arbeit immer wieder Räume, die stark an den Bedürfnissen der Erwachsenen ausgerichtet sind: Materialien sind in unerreichbarer Höhe verstaut, die Raumstruktur ist unübersichtlich oder es herrscht ein unruhiges, wenig ansprechendes Ambiente. Dabei sollte der Raum ein Ort sein, an dem sich Kinder wohlfühlen, sich frei bewegen und intuitiv auf Materialien zugreifen können.

Ein gut durchdachter Raum ist übersichtlich, strukturiert und ansprechend gestaltet. Er gibt den Kindern Orientierung, lädt sie zum selbstständigen Erkunden ein und bietet Rückzugsmöglichkeiten. Besonders wichtig ist dabei, dass die Haltung der pädagogischen Fachkräfte im Raum sichtbar wird: Ist er liebevoll gestaltet? Gibt es kleine Details, die das Kind zum Staunen bringen? Sind die Materialien ästhetisch ansprechend und von den Kindern selbstständig nutzbar?

Flexibilität als Schlüssel zur kindgerechten Raumgestaltung

Ein flexibler Raum ermöglicht es, auf die sich täglich ändernden Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Jedes Kind bringt unterschiedliche Stimmungen und Erfahrungen mit: Manche kommen energiegeladen, andere sind noch müde oder brauchen zunächst eine Phase der Ruhe. Eine flexible Raumgestaltung bedeutet, dass Erzieherinnen und Erzieher spontan auf diese individuellen Bedürfnisse reagieren können.

Flexibilität zeigt sich in der variablen Nutzung von Möbeln und Materialien. Beispielsweise kann ein Tisch, der üblicherweise für kreative Angebote genutzt wird, durch wenige Handgriffe zu einer Höhle umfunktioniert werden. Hocker können als Sitzgelegenheit oder als Teil einer Balancierstrecke dienen. Ein modularer Teppich kann eine Spielzone schaffen oder als Rückzugsort genutzt werden. Diese Anpassungsfähigkeit unterstützt nicht nur die Kinder in ihrem Spiel, sondern entlastet auch das pädagogische Personal, indem es kreative Lösungen für unterschiedliche Situationen bietet.

Feste Einbauten hingegen schränken die Gestaltungsmöglichkeiten oft ein. Einrichtungen, die auf eine starre Raumstruktur verzichten, berichten, dass sie dadurch viel besser auf die sich wandelnden Bedürfnisse der Kinder reagieren können. Multifunktionale Möbelstücke, die leicht bewegt und umgestellt werden können, sind daher eine sinnvolle Investition. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass Möbel ergonomisch und rückenschonend für das Fachpersonal sind.

Die kindliche Perspektive einnehmen

Die beste Möglichkeit, um zu überprüfen, ob ein Raum wirklich kindgerecht gestaltet ist, besteht darin, sich auf die Augenhöhe der Kinder zu begeben. Was sehen sie, wenn sie durch den Raum gehen oder krabbeln? Finden sie ansprechende Details, die zum Entdecken einladen? Sind die Materialien gut erreichbar?

Kinder haben ein Recht auf einen ästhetisch ansprechenden Raum. Hochwertige, natürliche Materialien wie Holz oder Stoffe, kleine liebevoll gestaltete Details – beispielsweise eine schön arrangierte Muschelsammlung oder eine Ecke mit besonderen Naturmaterialien – laden zum Erkunden ein. Räume sollten nicht nur funktional, sondern auch inspirierend sein. Neben der ästhetischen Gestaltung ist die Ordnung im Raum entscheidend. Ein unübersichtlicher, überladener Raum kann Unruhe und Überforderung erzeugen. Eine klare Struktur mit definierten Spielbereichen hilft den Kindern, sich zu orientieren und selbstständig ins Spiel zu finden.

Partizipation als Schlüssel zur Raumgestaltung

Eine wirklich kindgerechte Raumgestaltung bedeutet auch, die Kinder aktiv in die Gestaltung einzubeziehen. Dies ist nicht nur ein Zeichen von Wertschätzung und Respekt, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der Demokratiebildung. Kinder lernen, ihre Umgebung mitzugestalten, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für ihren Raum zu übernehmen.

Partizipation kann auf verschiedene Weise erfolgen: durch gemeinsame Überlegungen zur Anordnung von Möbeln, durch die Auswahl von Materialien oder durch die Gestaltung individueller Rückzugsorte. Wichtig ist dabei, dass die pädagogische Fachkraft als Impulsgeberin agiert und die Kinder ermutigt, ihre eigenen Ideen einzubringen.

Fazit: Der Raum als Spiegel der pädagogischen Haltung

Die Art und Weise, wie ein Raum gestaltet ist, spiegelt immer auch die Haltung der pädagogischen Fachkraft wider. Stellt sie das Kind in den Mittelpunkt? Ermöglicht sie ihm Selbstständigkeit und Eigenverantwortung? Fördert der Raum das freie Spiel, die Kreativität und die Neugier der Kinder?

Ein durchdachter Raum ist weit mehr als nur ein Ort zum Spielen – er ist ein aktiver Bildungsraum, der das tägliche Lernen begleitet und unterstützt. Durch eine flexible, ästhetische und kindzentrierte Gestaltung kann er dazu beitragen, dass Kinder sich wohlfühlen, entfalten und selbstwirksam agieren können.

Indem wir den Raum als aktiven Gestaltungsraum begreifen und die Perspektive der Kinder einnehmen, schaffen wir eine Umgebung, die nicht nur funktional, sondern vor allem inspirierend und einladend ist – ein Raum, der Kinder zum Entdecken, Spielen und Wachsen einlädt.

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