Effektive Kommunikation mit Kindern
Übergänge und Sitzkreis gut bewältigen
| Februar 2024Für Kinder in einer Kita bringt jeder Tag viele Übergänge mit sich: von einer Aktivität zur nächsten, von einem Raum zum anderen usw. Alle Erziehungskräfte wissen, dass diese Übergänge für Kinder oft schwierig sind. Übliche Übergänge in der Gruppe sind Aufräumzeiten, von einer Aufgabe zur nächsten wechseln, Warten vor der Toilette und vor Ausflügen. Untersuchungen haben gezeigt, dass mehr als 45% des Tages der Kinder nicht wirklich Lernzeiten sind, was Übergänge einschließt (Bustamante et al., 2018) und dass längere Übergänge die Zeit verringern, die zum Lernen zur Verfügung stehen sollte (Wilder et al. 2006). Wie können wir Kindern helfen, die unvermeidlichen täglichen Übergangssituationen gut zu bewältigen?
Es ist wichtig, dass Fachkräfte viele Strategien kennen, um problematisches Verhalten in diesen Situationen zu verhindern und, falls notwendig, darauf zu reagieren. Je kompetenter Pädagoginnen und Pädagogen diese Strategien anwenden können, desto mehr Selbstvertrauen werden sie in ihrer Rolle entwickeln. Diese Kompetenz und dieses Selbstvertrauen sind die Voraussetzung dafür, dass sie wirksam eingreifen und gegen problematisches Verhalten angehen können.
Obwohl es kaum wissenschaftliche Untersuchungen darüber gibt, welche Methoden beim Sitzkreis am besten funktionieren, können wir aus einigen frühpädagogischen und entwicklungspsychologischen Grundprinzipien viel lernen, was uns im Kita-Alltag helfen wird. In den meisten Kitas gibt es irgendeine Form von Sitzkreis. Es ist eine wichtige Gelegenheit für Kinder, positive Interaktionen mit Gleichaltrigen zu erleben und soziale Kompetenzen über verschiedene Lernsituationen hinweg zu entwickeln. Es ist wichtig für Fachkräfte, gut auf den Sitzkreis vorbereitet zu sein, um die Kinder für die Aktivitäten begeistern zu können.
Sowohl beim Sitzkreis als auch bei Übergängen tun sich die Kinder am schwersten, wenn sie warten sollen. Ihre Fähigkeit, stillzusitzen und zu warten ist einfach noch nicht voll entwickelt. Versuchen Sie, diese Zeiten mit Liedern und Spielen unterhaltsam zu gestalten, damit die Kinder beschäftigt sind. Manchmal lohnt es sich, den Zeitplan zu ändern, um Wartezeiten zu verkürzen. Generell ist die Wahrscheinlichkeit von problematischem Verhalten größer, je länger eine Gruppe von Kindern warten muss.
Prävention ist der Schlüssel
Es ist wichtig, dass sich Fachkräfte auf pro-aktives, präventives Verhalten konzentrieren, um Kinder durch schwierige Verhaltensweisen und soziale Unsicherheiten zu führen, nicht auf reaktive Maßnahmen.
Prävention durch Aufbau von Beziehungen: Pairing
Das erste und wichtigste Mittel der Prävention besteht darin, jeden Tag zu jedem Kind eine positive Beziehung aufzubauen. Auf diese Weise werden die Kinder spüren, dass sie eine Verbindung zur pädagogischen Fachkraft haben, sich zugehörig fühlen und sich viel eher positiv in die Gruppe einbringen. „Pairing“ ist eine verhaltensorientierte Methode, bei der sich die Erzieher darauf konzentrieren, innerhalb der ersten 30 bis 90 Sekunden des Tages einen individuellen Kontakt herzustellen. Während dieser Zeit sollten die Fachkräfte keine Anweisungen geben oder Fragen stellen, sondern sich ausschließlich auf den Aufbau von Beziehungen konzentrieren. Sie könnten sagen: „Wie schön, dass du da bist“, „Ich mag deinen neuen Haarschnitt“ oder „Ich freue mich darauf, heute mit dir zu spielen.“ Manche Kinder möchten vielleicht lieber nonverbale Begrüßungen wie eine Umarmung oder einen speziellen Handschlag. Das Wichtigste ist, dass die Kinder in dieser ersten Phase des erneuten Kontakts (also in den ersten 30 bis 90 Sekunden) einen individuellen Bezug zur Fachkraft spüren.
Erfolgreich kommunizieren
Ohne es zu merken, verwenden viele Erwachsene Sarkasmus, Metaphern und indirekte Aufforderungen, wenn sie mit Kindern kommunizieren. Für eine effektive Kommunikation ist es aber von grundlegender Bedeutung, dass alles klar und einfach gehalten wird.
Anweisungen effektiv übermitteln
Bei der effektiven Kommunikation von Anweisungen gilt es sechs Aspekte zu beachten – jeder von ihnen einfach und logisch, aber es braucht Übung, um sie konsequent anzuwenden.
1. Achten Sie darauf, dass Sie die Aufmerksamkeit des Kindes haben.
2. Seien Sie in der Nähe des Kindes
Diese beiden Aspekte erscheinen auf Anhieb logisch, wenn es um Anweisungen geht, aber in der Praxis werden sie leicht vergessen. Quer durch den Raum zu rufen, um die Aufmerksamkeit eines Kindes zu erhalten, ist ineffektiv und störend. Stellen Sie sich ein Kind vor, das leise auf dem Boden spielt, und die Erzieherin ruft es von der anderen Seite des Raumes. Man kann davon ausgehen, dass das Kind einige Sekunden braucht, um seine Aufmerksamkeit von der gerade ausgeübten Tätigkeit weg und hin auf die Fachkraft zu richten. Stellen Sie sich nun vor, die Fachkraft wäre zu dem Kind gegangen, hätte sich erst seine Aufmerksamkeit gesichert und dann die Anweisung gegeben. In diesem zweiten Szenario ist es viel wahrscheinlicher, dass das Kind reagiert, weil seine Aufmerksamkeit schon auf die Fachkraft gerichtet ist, die ja auch unmittelbar bei ihm ist.
3. Verwenden Sie konkrete Sprache.
Kinder sind auf konkrete Ausdrücke angewiesen, um zu wissen, was von ihnen erwartet wird. Denken Sie an die Anweisung: „Lass deine Hände bei dir.“ Das ist sicherlich eine der am häufigsten verwendeten Anweisungen, aber sie ist ziemlich abstrakt. Wie wäre es mit: „Halte deine Hände unten und an deiner Seite“? Das ist eine viel konkretere Anweisung, um Kindern zu sagen, was von ihnen erwartet wird.
4. Verwenden Sie klare Anweisungen
Sowohl Fachkräfte als auch Eltern sollten es vermeiden, Anweisungen in der Form von Fragen zu erteilen. Beispiel: „Könntest du bitte deine Jacke aufhängen?“ Diese einfache Frage lädt das Kind dazu ein, „Nein“ zu antworten oder die Anweisung einfach zu ignorieren. Wir müssen immer daran denken, dass Kinder die Welt auf eine sehr konkrete Weise verstehen. Wenn Sie eine Frage stellen, dann haben die Kinder das Recht, darauf zu antworten! Wenn Sie stattdessen sagen: „Bitte häng‘ deine Jacke auf.“, dann teilen Sie dem Kind in einer klaren, direkten Anweisung genau mit, was es tun soll. Das mag einem wie ein unwichtiges Detail vorkommen, aber es ist ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, mit Kindern auf eine Weise zu kommunizieren, die auf ihre kognitive Entwicklung Rücksicht nimmt.
5. Sprechen Sie mit einer ruhigen, festen Stimme.
Wenn Sie Ihre Anweisung mit einer ruhigen, festen Stimme aussprechen, vermitteln Sie dem Kind, dass Sie von ihm erwarten, dass es der Anweisung folgt.
6. Warten Sie auf die Reaktion des Kindes.
Es braucht Geduld, auf die Reaktion des Kindes zu warten, aber Kinder benötigen Zeit, um ihre Aufmerksamkeit auf die Anweisung der Fachkraft zu richten. Diese Wartezeit ist besonders wichtig für jüngere Kinder und Kinder mit Aufmerksamkeits- oder Wahrnehmungsstörungen.
Reguliertes Verhalten als Reaktion
Es kann schwierig sein zu wissen, wie man reagieren soll, wenn ein Kind sich herausfordernd verhält, vor allem bei Übergangssituationen oder während des Sitzkreises. In dem Moment gibt es viele Möglichkeiten zu reagieren, und es ist oft schwer zu wissen, welche die beste ist. Es ist aber immer so, dass das Verhalten eines Kindes einen Kommunikationsversuch darstellt. Sie zeigen uns durch ihr Verhalten, dass sie etwas brauchen. Oft brauchen Kinder Liebe und Aufmerksamkeit. Manchmal leiden sie an Reizüberflutung und brauchen eine Pause. Und hin und wieder brauchen Kinder einen sicheren Rückzugsraum, wo sie sich mit einem Erwachsenen, dem sie vertrauen, ko-regulieren können.
Das Herzstück jeder Strategie, auf herausforderndes Verhalten zu reagieren, ist die Beziehung zu einem vertrauten Erwachsenen, der weiß, wie er sich selbst regulieren und Kinder durch Ko-Regulation unterstützen kann. Es ist wichtig, dass Kinder in Kindertagesstätten sich von ihren Fachkräften wahrgenommen und angenommen erleben. Kontinuierliche emotionale Regulation ist der Schlüssel zum Aufbau einer Vertrauensbeziehung, in der Kinder sich sicher fühlen.
Wenn Sie anfangen, sich gestresst, aufgewühlt oder überfordert zu fühlen, ist es wichtig, dass Sie genug Zeit und einen geeigneten Ort finden, um sich selbst zu regulieren. Dazu gehören fast immer tiefe, bewusste Atemübungen, es kann aber auch ein Spaziergang oder eine 5-minütige Pause außerhalb des Gruppenraums sein.
Wenn Kinder dereguliert sind (z. B. wenn sie einen Wutanfall haben oder sich aggressiv verhalten), muss es unser vorrangiges Ziel sein, sie in einen ruhigen Zustand zu bringen. Das bedeutet auch, dass dies nicht der richtige Moment ist, um sie zu „belehren“. Es ist ausschließlich eine Zeit für Ko-Regulation. Das kann bedeuten, nebeneinander zu sitzen und zu atmen. Oder ihnen in eine Ruhezone zu helfen und sensorische Spielzeuge anzubieten. Es kann auch bedeuten, dass man einfach still bei dem Kind sitzt, das überreizt ist. Wenn Kinder dereguliert sind, hat der emotionale Teil ihres Gehirns die Kontrolle über sie, und der logische Teil ist ausgeschaltet. Erst wenn sie wieder reguliert sind können wir sie „belehren“. Mit Kindern, die schon gut sprechen können, könnten wir kurz über den Vorfall sprechen und darüber, wie wir ihnen zur Seite stehen können, wenn es nochmal passiert. Wir könnten auch über unsere Erwartungen bezüglich Verhalten in der Gruppe sprechen, oder sie einfach daran erinnern, dass wir sie lieben und wertschätzen.
Fazit
Routinen und Übergänge sind in einer Kita unvermeidlich. Aber wenn wir wirksam kommunizieren, geduldig und kreativ sind, kann all dies für die Kinder zur Gelegenheit werden, wichtige soziale und emotionale Kompetenzen zu entwickeln.
Ressourcen
Eine kurze Episode über „Pairing“ Hören Sie sich Beth Trammels Podcast an, um mehr über das Konzept des „Pairing“ zu erfahren. (Auf Englisch)
Circle Time Revisited. How Do Preschool Classrooms Use This Part of the Day? Bustamante. A. et al., Temple University. 2018.
Brief Functional Analysis and Treatment of Tantrums Associated with Transitions in Preschool Children. Wilder, D. et al., Journal of Applied Behaviour Analysis. Volume 39, Issue 1. 2006.
Beth Trammells Blog ist hier: Make Words Matter.